Swetlana Aleksijewitschs Buch "Der Krieg hat kein weibliches Gesicht" ist auf Belarusisch bei Suhrkamp erschienen. Es handelt sich um eine Kooperation mit dem belarusischen Verlag Lohvinaŭ und das Buch #6, das wir bei den "33 Büchern" mit auf den Weg gebracht haben.
Der dokumentarische Text, 1983 geschrieben und 1985 auf Russisch erschienen, handelt von Frauen, die im Zweiten Weltkrieg in der Armee kämpften und danach vergessen wurden. Angesichts der aktuellen Repressionen in Belarus und des andauernden Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine gewinnt Swetlana Alexijewitschs Buch an Aktualität. Denn auch heute stellt sich die Frage, wessen Stimmen im Krieg überhört werden. Die 2018 erstmals erschienene belarussische Fassung des Buches von Swetlana Alexijewitsch erfreute sich in Belarus großer Beliebtheit, nicht zuletzt dank der brillanten Übersetzung von Valjancin Akudowitsch, der selbst zu den Schlüsselfiguren der unabhängigen Szene in Belarus und zu den Suhrkamp-Autoren zählt. Mit der Übersetzung von Alexijewitschs Werken ins Belarusische sorgt der Verleger Ihar Lohvinau für die Überwindung der Trennung von belarusisch- und russischsprachiger Kulturszene von Belarus.
Eine Neuauflage des Buches war im Verlag Lohvinau in Vorbereitung, konnte aber ohne Unterstützung nicht erscheinen. Die ohnehin prekäre Situation der belarussischen Verlage hat sich nach der Niederschlagung der Revolution 2020 noch einmal verschärft: Jede Tätigkeit in Belarus ist gefährlich geworden, die Vertriebsmöglichkeiten sind extrem eingeschränkt, viele andere Verlage und Kulturinstitutionen wurden zwangsliquidiert oder wie Lohvinau ins Exil getrieben. Eine ganze Reihe von Buchprojekten musste auf Eis gelegt werden. Hier setzt die Aktion “33 Bücher für ein anderes Belarus” an, die von der Literaturübersetzerin Iryna Herasimovich und der Slavistikprofessorin Sylvia Sasse ins Leben gerufen wurde. Die Aktion will für mindestens 33 Titel, die im heutigen Belarus nicht erscheinen können, neue Räume schaffen und knüpft mit diesem Ziel Verbindungen zwischen belarussischen und europäischen Verlagen, Förderinstitutionen und Unterstützer:innen.
Swetlana Alexijewitschs dokumentarischer Text, geschrieben 1983, erschienen 1985 in der Sowjetunion auf Russisch, handelt von Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Roten Armee gekämpft haben, aber nicht Teil der kollektiven Erinnerung geworden sind. Sie erzählen der Autorin vom Krieg, vom Tod und vom Töten, von Dreck und Ungeziefer, von Terror und Kriegsverbrechen, von Verwundungen, Schmerzen und Hunger und von miserabler Ausrüstung. Und sie erzählen darüber, wie man sie vergessen hat. Wie auch in ihren anderen Büchern gibt Swetlana Alexijewitsch den Stimmen derjenigen einen Raum, die sonst nicht wahrgenommen werden.