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"33 Bücher" im Acud bei Goethe im Exil

"33 Bücher" im Acud bei Goethe im Exil

Am 24. und 25. März waren wir in Berlin beim Goethe-Institut im Exil, das im Kunsthaus ACUD ein interdisziplinäres Kulturfestival organisierte, kuratiert von Vera Dziadok. Zu Gast war ein Teil der belarusischen Kulturszene in der Diaspora, u.a. Jura Dzivakoŭ, Keep Minsk Weird, Eva Viežnaviec, Alhierd Bacharevič und Julia Cimafiejeva und Olga Shparaga. Wir haben unsere Aktion dort gemeinsam mit Zmicier Vishniou vorgestellt und konnten auch mit verschiedenen Förderinstitutionen sprechen.

Unter anderen haben wir auch eines der Manifeste gelesen, die in den "Reversionen" vorkommen. Hier der Text zum Nachlesen, in der Übersetzung von Tina Wünschmann:

Siaržuk Minskievič

MINIFEST DES BUM-BAM-LIT

Permanent taucht er auf, hie und da – da und dort. Plötzlich sammelt sich das Individuelle, Einzelne, verdichtet sich zu einer Wolke, wirbelt herum, und dann... explodiert’s... Der Aluminiumklang des Haushaltsgeschirrs ruft – wie Kirchengeläut oder das Tamburin eines bambumdhistischen Schamanen oder der Gong eines Städtchens im Wilden Westen – das hochverehrte Volk zu festlichem Wunderwerk. Ja, dies ist ein Minifest, denn es ist nur für die glücklichen Schaulustigen bestimmt, die gekommen sind, es zu sehen und zu hören, energetisch aber ist es aufgeladen wie Maxi-, wie ein -fest für alle Erdenbürger. Maxipathos, Maxigestöhn, Maxiliebe, Maxiraum, Maxibum, Maxibam, denn es ist eine Bewegung. Alle für jeden, Jeder für alle. Jeder ist EinSAMkeit und jeder ist MASse. Feuerwerk der Assoziationen, Brand der Intonationen, Flamme der Emotionen, Garbe der Aspirationen. Unvermitteltheit der Un-Vermitteltheit. Naive Genialität. Geniale Naivität. Schock und Schick. Seriosität und Kuriosität. Surriosität!

Hyper-über-trans-durch-under-anti-punk-neo-super...

Keine Vereinigung, keine Gesellschaft, keine Gruppe, keine Union – eine Bewegung ist es. Eine Bewegung der aktiven, lebendigen belarusischen Literatur, deren Werke begehren nach einem Bum... Bums gibt es verschiedene: Bum der Begeisterung, Bum der Aneignung, Bum der Bezauberung, Bum der Sensationsgier und des Gefühls des Ungewöhnlichen und sogar ein Bum des Unverständnisses... Und wenn keiner von all diesen Bums für irgendeinen gleich-gleichgültigen Erbsenbürger wirklich kein Bum ist, na dann... mag das (für ihn) eben einfach ein Bam sein – ein Luftplopp, – und das ist ja jedes vorgetragene literarische Werk.

Wie jede freie Bewegung, kann Bum-Bam-Lit alle anziehen, die angezogen werden wollen, und alle loslassen, die sich loslösen wollen. Die Teilnehmer aber – die „Bewegenden“ – können in ihrer Tiefe ihre eigenen Strömungen (Ausrichtungen ihres Werkes), ihre Strudel (Literaturvereinigungen) gründen. Und ihre Werke können vielgestaltig sein: von realistisch bis insinuierend, von philosophisch bis mystifizierend, von psychologisch bis schizorealistisch, von primitivistisch bis translogisch, von sentimentalistisch bis superprovokativ. Das Schaffensexplosiv kennt keine Grenzen, bis auf die selbstgesetzten Kriterien der Selbsteinschätzung. Und über all diesem Bum-Bam-Lit leuchtet, das ist offenbar, ein höheres Ziel – das Maxifest... eine landesweite... globale, allumfassende Extravaganza des verwegen-bewegenden Denkens unter Verwendung aller möglichen und unmöglichen Mittel der massenhaften und individuellen Information.

Entzünden wir die Lunte zum Herzen eines jeden Verstandes!

Vermutlich steht nur eines der Erreichung dieses höheren Ziels im Wege – die Abwesenheit eines wirklich Manifestes. Denn MANI – money – so weiß man, ist das defizitärste aller Dinge... Auch wenn die Bewegenden selbst das Zündholz der Inspiration ohne jede Ent- und Vergeltung anstreichen.

Das Lied von Bum-Bam-Lit Oder: BUM-BAM-LITchen

I

Kommt einmal der Barmalei, ja, dann kommt auch Aibolit... Kommt einmal die Dichterfee, ja, dann kommt auch Bum-Bam-Lit.

Refrain

Keinen Kloß und keine Klopse, keinen Frosch und kein Granit, sondern sieben Sonnensiebe, ja, die bringt dir Bum-Bam-Lit. Bum Bam, Bum Bam Lit.

II

Morgen nicht und auch nicht heute, sind wir Schniefenasenleute, nein, wir wollen völlig eigen aus der Seele Formen geigen...

Übersetzung aus dem Belarusischen: Tina Wünschmann Das Foto ist von: Ksenia Yanko

08.04.2024