Swetlana Alexijewitsch
Swetlana Alexijewitschs dokumentarischer Text, geschrieben 1983, erschienen 1985 in der Sowjetunion auf Russisch, handelt von Frauen, die während des Zweiten Weltkriegs in der Roten Armee gekämpft haben, aber nicht Teil der kollektiven Erinnerung geworden sind. Sie erzählen der Autorin vom Krieg, vom Tod und vom Töten, von Dreck und Ungeziefer, von Terror und Kriegsverbrechen, von Verwundungen, Schmerzen und Hunger und von miserabler Ausrüstung. Und sie erzählen darüber, wie man sie vergessen hat. Wie auch in ihren anderen Büchern gibt Swetlana Alexijewitsch den Stimmen derjenigen einen Raum, die sonst nicht wahrgenommen werden.
Angesichts der aktuellen Repressionen in Belarus und des andauernden Angriffskrieges von Russland gegen die Ukraine gewinnt Swetlana Alexijewitschs Ansatz noch mehr an Aktualität. Denn auch heute stellt sich die Frage, wessen Stimmen im Krieg überhört werden.
Die 2018 im Verlag Lohvinaŭ erschienene belarusische Fassung des Buches erfreute sich großer Beliebtheit, zum einen dank der brillianten Übersetzung des Philosophen und Autors Valiancin Akudowitsch und zum anderen als wichtiges Zeichen für die Überwindung der Trennung zwischen der belarusisch- und russischsprachigen Literaturszene von Belarus. Das Buch war schnell vergriffen, nun erscheint im Rahmen der Aktion "33 Bücher für ein anderes Belarus" eine neue belarusische Fassung als Kooperationsprojekt der Verlage Lohvinaŭ und Suhrkamp. Letztere gab 2015 auch die deutsche Ausgabe heraus.
Swetlana Alexijewitsch ist 1948 in der Ukraine geboren und in Belarus aufgewachsen. Ihre Werke, die derzeit in ihrer Heimat verboten sind, wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, 1998 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung und 2013 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2015 erhielt sie den Nobelpreis für Literatur.
Valiancin Akudowitsch, geboren 1950, ist Philosoph, Autor, Literaturkritiker und eine der Schlüsselfiguren der intellektuellen Szene in Belarus. Seit 2001 ist er Kurator der Abteilung Literatur und Philosophie am belarusischen Kollegium. Auf Deutsch ist sein Essay unter dem Titel „Der Abwesenheitsode. Versuch, Weißrussland zu verstehen“ 2013 im Suhrkamp Verlag erschienen.
Der Verlag Lohvinaŭ wurde 2000 als unabhängiger Verlag gegründet und hat sich vor allem auf die belarusischsprachige Literatur spezialisiert. Lohvinaŭ hat unter anderem Autor:innen wie Alhierd Bacharewitsch, Valiancin Akudowitsch, Ales Rasanaŭ, Natalka Babina und Artur Klinaŭ unter Vertrag. Die Buchhandlung Lohvinaŭ war ein wichtiger Veranstaltungs- und Begegnungsort in Minsk. 2013 wurde dem Verlag die Lizenz entzogen, seitdem ist er im litauischen Exil als Literaturhaus Lohvinaŭ tätig.
Suhrkamp ist einer bedeutendsten deutschen Verlage mit einem vielfältigen Programm osteuropäischer, auch belarusischer Literatur. Bei Suhrkamp sind bislang 5 Bücher von Swetlana Alexijewitsch erschienen, Secondhand-Zeit, Tschernobyl. Eine Chronik der Zukunft, Zinkjungen. Afghanistan und die Folgen, Die letzten Zeugen. Kinder im Zweiten Weltkrieg.
Das Buch wird 2024 bei Suhrkamp erscheinen.
Online-Buchhandlung des Verlags Lohvinaŭ: www.lohvinau.by
Börsenblatt über den Verlag Lohvinaŭ: https://www.boersenblatt.net/archiv/792548.html
Deutschlandfunk Kultur über das Literaturhaus Lohvinaŭ: https://www.deutschlandfunkkultur.de/aus-rebellion-entstanden-das-literaturhaus-lohvinau-in-minsk-100.html
Swetlana Alexijewitsch auf suhrkamp.de: https://www.suhrkamp.de/person/swetlana-alexijewitsch-p-12806
Valiancin Akudowitsch auf suhrkamp.de: https://www.suhrkamp.de/buch/valentin-akudowitsch-der-abwesenheitscode-t-9783518126653